Handel: Der lokale Einzelhandel schlägt zurück

Dass es der klassische Einzelhandel gegen Online-Händler, und zwar nicht nur Branchenprimus Amazon, schwer hat, ist kein Geheimnis. Kosten für Personal, Miete und Lagerhaltung verhindern eine wettbewerbsfähige Preisgestaltung. Sollte man zumindest meinen. Eine Untersuchung der Welt hat jedoch ergeben, dass der klassische Einzelhandel sehr wohl mit den Online Preisen von Amazon mithalten, ja sie sogar bisweilen unterbieten kann.

Einzelhandel ist nicht immer teurer

Von 150 getesteten Produkten waren die lokalen Händler in 54% der Fälle günstiger unterwegs. Unternehmen, wie das Berliner Start-Up Locafox helfen dem mündigen Kundendabei, den besten Preis in der omnidigitalen Shoppingsphäre zu finden. So wird das bei manchen Kunden beliebte Phänomen des Windowshopping (auch bekannt als ROBO – Research Offline, Buy Online) bisweilen umgekehrt, so dass Kunden sich nun online informieren, die entscheidenden Kauf aber offline im Einzelhandelsgeschäft tätigen (ROPO – Research Online, Purchase Offline). Häufige Gründe für das Kaufen im lokalen Einzelhandel sind einer Umfrage von Crossretail zu Folge haptische Gründe (Kunden wollen das Produkt anfassen und spüren), eine direkte Kaufabsicht sowie das Verlangen nach einer Produktinformationen oder einer persönlichen Beratung.

 

Verzicht auf Rückgaberecht

Wer diesen Weg geht, der sollte sich darüber im Klaren sein, dass gekaufte Produkte nicht einfach so zurückgegeben werden können, wie es beim Online–Shopping der Fall ist. Bei Letzterem haben Kunden von Gesetzes wegen ein 14- tägiges Rückgaberecht auf die meisten Produkte, wobei dies durch so manchen Händler freiwillig auf 30 Tage und mehr erweitert wird. Ab einem Warenwert von 40€ werden auch die Kosten der Retoure durch den Händler erstattet.

 

Locafox stärkt den Einzelhandel

Allein in Köln haben sich 102 Händler bei Locafox angeschlossen. Zumeist sind dies größere Ketten, die auch einen eigenen Online Shop bereitstellen. So können die Transaktionskosten einer Teilnahme gering gehalten, da das eigene Produktsortiment bereits in digitaler Form vorliegt und Informationen aus dem Warenwirtschaftssystem, wie etwa zum, Sortiment (Anhand der EAN), zum Bestand und den aktuellen Preisen einfach per API oder XML, CSV zu Locafox kommuniziert werden können.

Der Vorteil für Nutzer von Locafox liegt in der höheren Markttransparenz, da mit relativ geringem Suchaufwand eine fundiertere Kaufentscheidung gefällt werden kann. Zudem lassen sich über die Plattform unverbindlicher Reservierungsanfragen für Produkte stellen.

Geschäftsmodell von Locafox fußt auf Einnahmen von Händler, die quasi für zusätzliche Reichweite zahlen. Derzeit ist für Händler die Nutzung von Locafox in der Pilotphase noch kostenfrei. Später sollen dann Revenue Streams aus einem CPC- (Gebühr für einen Klick auf eine Seite des Händlers bei der Produktauswahl), CPL- (Gebühr pro Reservierung) und/oder einem CPO-Modell (Gebühr für Bestellung) erschlossen werden. Fraglich ist, ob und wie viel die Händler zu zahlen bereit sind und ob sich genügen Nutzer von den Vorzügen eines lokalen Infodienstes überzeugen lassen.